Fixpunkt im
Linzer Weinjahresablauf ist der
Weinfrühling & (
Herbst) im stilvollen Ambiente des
Palais Kaufmännischer Verein Ende April.
Wen es interessiert, einführend ein paar Worte zum nicht ganz einfachen
österreichischen o8er Weinjahr aus der
vinaria-Presse.
Als untypischer österreichischer (Weiß-)Weinkonsument - also einer, der einem Teil seiner Weine auch die notwendige Reifezeit zur Entfaltung des Potentials ermöglicht - hat sich bei dieser Jungweinverkostung wieder einmal die Diskrepanz zwischen
Wollen und
Tun gezeigt.
Einmal mehr präsentierten sich der Großteil der
Lagenweine - entweder gerade gefüllt oder noch als Faßproben - als schwierig beurteilbar, weil verschlossen, verkapselt und unbalanciert. Und ohne Frucht und ohne Charme eben kein Tringvergnügen!
Natürlich haben diese Weine allesamt Potential, nur gleicht eine seriöse Einschätzung dieser einem Lesen im Weinstein. Höre ich da nicht wieder die Stimmen der
Professionellen, daß alles eben nur eine Frage der Erfahrung sei?
In Diskussionen mit den jeweiligen Vertretern der anwesenden Weingüter gab's zum Statement der derzeit schwierigen Beurteilung (für die nicht immer erfahrenen) Konsumenten fast ausnahmslos Zustimmung: "
..ein Riese, aber gerade erst gefüllt..", "
..wird erst im Herbst das wahre Potential offenlegen..", "
..viel zu jung.." usw.
Warum - so frage ich (mich) dann - werden die Weine denn schon präsentiert? Wenn ich die Winzer dazu ermutige, die Konsumenten auch zur Einhaltung der Reifezeit zu "erziehen", stoße ich meistens auf ablehnende Argumente wie "
..das geht nicht..", "
..die wollen immer alles sofort..", "
..wenn ich die Weine nicht habe, kaufen sie woanders..", "
..haben wir immer so gemacht..", usw. Womit das eingangs erwähnte
Volk der Jungwein-Trinker manifestiert ist!
Klar gibt's Schwierigkeiten, den Lagenwein im Herbst zu verkaufen, wenn viele bereits nervös auf das Erscheinen des neuen Jahrgangs zB. in Form des
steirischen Junkers warten. Aber mal ehrlich - die
entweder / oder Weintrinker sind erstens ohnehin nicht das richtige Zielpublikum für Lagenweine, zweitens kann man Äpfel (Jungwein) nicht mit Birnen (Lagenwein) vergleichen und drittens sind die Lagenweine zumeist quantitätsmäßig im Weinangebot nicht für das Überleben der Betriebe zuständig, viel eher für das Renommée.
Warum soll ein Winzer seine Qualitätsanstrengungen, welche einen Wein zu dem machen, was er ist, durch die Wahl eines falschen Präsentationszeitpunkts (subjektiv) mindern - meines Erachtens völlig unverständlich, warum jemand das freiwillig tun sollte.
Dabei ist die Lösung, welche beide Parteien zufriedenstellt, ganz einfach zu realisieren. Einfach durch den direkten Vergleich zum Vorgängerjahrgang. Der muß einfach ermöglicht werden. Dann gibt's die
Aha-Erlebnisse zu
mehr Frucht, zu einer
reiferen Aromatik, zu
harmonischerem Trinkvergnügen, zu
mehr Balance und Tiefe im Gesamtbild.
Das alles natürlich nur dann - und hier beginnt das Spiel leider von vorne - wenn noch einige Flaschen des Vorgängerjahrgangs verfügbar sind. Was wiederum bedingt, daß nicht alle Flaschen im Frühling an die Ungeduldigen verscherbelt werden, was wiederum bedingt, daß die Weinfreunde sich erstmals am in Ruhe entwickelten Vorjahreswein genüßlich erquicken, was wiederum bedingt, daß die Winzer die Konsumenten.......... und-so-fort!
Wenden wir uns den einfacheren Dingen zu - im Groben meine Erkenntnisse des diesjährigen Weinfrühlings:
- wie bereits erwähnt, viele zu junge Weine,
- welche dann oftmals auch noch bis zur Schmerzgrenze eiskalt auf "Eiswein-Temperatur" runtergekühlt ausgeschenkt wurden.
- Die Rieslinge zeigten sich im Vergleich zu den Grünen Veltlinern bereits zugänglicher, mit ausgeprägterer Fruchtaromatik - was natürlich auch an der Rebsorte selbst liegt - dafür aber mit (geschmacklich empfundenen) Säurewerten an der Grenze des Harmonischen. Analytisch liegen die Werte lt. Auskunft einiger Winzer "nur" 0.2 -0.5 g/l über den Werten des 2007er Jahrgangs, welcher in meinem Empfinden bereits ein typisch resch-österreichischer Jahrgang war. Genau mit diesem Argument wird aber der "Säureschiefstand" gerechtfertigt.
Positives zu berichten gab's von
Josef Fritz, der eine tolle Serie hinlegte, angefangen von beiden
Roten Veltlinern Wagramterassen 2008 und
Steinberg 2007,
wuchtige, druckvolle und aromatische Weine, über die
Grünen Veltliner Schafberg mit
vom Löß geprägten feinen Aromatik und
Himmelreich 2008,
voll, dicht, Tabak, salziges(!) Finish zu den beiden klasse
Traminern Trausatz 2008,
duftig, blitzsauber und eine Konkurrenz zur Südoststeiermark sowie der
barriquegeprägten Grande Reserve Trausatz 2007,
ein Wein für die nächste Dekade. Auch der faßgelagterte
Chardonnay Grande Reserve 2007 vom
Steinberg ein
strömender, balancierter Hedonistentraum für die nächsten 10 Jahre - Bravo!
Wie immer ein guter Tipp ist der
Sauvignon Blanc Wahre Werte von der
Riede Sandgrube, Weingut Weixelbaum in Strass,
Cassis pur, süß-süffig, intensiv, mit gutem Säure-Fruchtdialog, ebenso die
Peter Skoff'schen Sauvignon Blancs vom
Kranachberg in der
Südsteiermark, paprika, grasig, eher schlank, aber fein balanciert, die holzgeschulterte Reserve 2007, druckvoll, die Frucht noch etwas maskiert, ein Sommerhit auch der duftig aromatische und trinkanimierende Gemischte Satz 2008.
Feiner
Sauvignon Blanc Fohrhof Collection auch von der
Kellerei Kurtatsch in
Südtirol,
grasig mit viel Bennesselaromatik, fein fokussiert, auch der
Weißburgunder Hofstatt,
ein Bilderbuch-Spargelwein!
Wine of the Show war ein
Grüner Veltliner Käferberg 1998 von
Bründlmayer, dargeboten wie immer von meinem Schulkollegen und nunmehrigen Produktmanager vom Weinmagazin
wein.pur,
Oliver Krainz, wirkt absolut jugendlich, steht prachtvoll offen im Glas, sehr mineralisch, Tabak, im Mund voll der Würze, leicht salzig, endlos langer Abgang - wauoah - Danke Oliver, danke
wein.pur!