Montag, 31. Dezember 2007

Capaia im Doppelpack

Baron Alexander von Essens Capaia wurden bereits mit viel Lob bedacht - auf alle Fälle ist er ein gut gemachter Wein moderner Art. Einer der wirklichen Weinvisionäre - Tibor Gal, leider viel zu früh verstorben - war maßgeblich an seiner Komposition beteiligt.
Bemerkenswert ist, daß der Capaia jener Wein ist, der die schwersten Verpackung mitbringt. Die Waage zeigt exakt 1030 Gramm für seine Flasche - im Vergleich dazu bringt eine 0,75l Schlegelflasche gerade mal 560 Gramm, eine Bordeauxflasche knapp über 600 Gramm auf die Waage. Also der Kilopreis des Weins geht schon mal in Ordnung!
Aber nun auf ans Riechen und Schmecken! Und erkunden, ob der Inhalt der Verpackung gerecht wird!
Bildnachweis: (c)2007 vinissimus - mit seinem neuen Spielzeug, einer Nikon D80
  • Capaia 2003, ziegelrot, kommt mir beim Riechen eher wie ein Pinotage vor, unglaubliche Kräuterwürze, Maggikraut, für seine 14,5% Vol. ziemlich seidige Textur, wiederum diese kräuterwürzigkeit im Abgang, mit der Zeit kommt Cassis als Aroma dazu , der Wein füllt den Gaumen gut aus, feines Tannin hintennach, ziemlich langer Abgang, ich mag diesen Wein, **/***
  • Capaia 2004, zeigt sich in der Farbe noch vitaler und mit dichterm Kern, mehr vom Cabernet riechbar, aber wiederum diese kräuterwürzigkeit, diesmal weiter "hinten", saftig, das Holz komplett integriert, im ersten Moment weniger wuchtig und intensiv als der Vorgängerjahrgang, dafür "weiniger" und geschliffener, auch der Alkohol ist vordergründiger, am Gaumen etwas kürzer, ebenso der Abgang *(*)/***
Beide Flaschen haben jeweils über mehrere Tage ihre Verfassung gut gehalten, der 2004er glänzte darüber hinaus am dritten Tage mit subtilen nussigen Aromen am Gaumen. Jedenfalls hat sich der 2004er zur Frühlingsverkostung stilistisch ganz anders präsentiert - zu diesem Zeitpunkt hat er mir auch wesentlich mehr Trinkfreude bereitet! Nichts-desto-trotz, zwei angenehme Weine.

Sonntag, 30. Dezember 2007

Friulanische Gaumenfreuden

Eine schon einen Monat zurückliegende Verkostung der VHS-Runde hatte Friaul zum Thema, einen - wie immer subjektiven - Auszug der besten Weine gibt's nachfolgend. Auffallend war für mich der Wandel in der Stilistik der Weine seit meinem letzten Besuch im Jahre 2002 - weg von einem - zugegebenermaßen immer perfekten und harmonisch wirkenden - Holzeinsatz hin zu mehr konturierten, die Frische betonendenden Weinen. Die Weißen waren niemals üppig und auch die Säure liegt für die internationale Stilistik eher hoch - für einen von österreichischen (und deutschen!) Weißweinen verwöhnten Gaumen also erfreulich und gerade richtig :-)
  • Casella, Ribolla Gialla 2006, Collio Orientali, kräftige Farbe, markanter Geruch, Feuerstein, wirkt eher wie ein Sauvignon Blanc, hat Struktur und eine schöne Säure, wirkt rund und besitzt Spannung, */***, € 13
  • Rocca Bernada, Sauvignon 2006, Collio Orientali, vorlaute, grasige Nase, Brennessel (einige Mitverkoster waren mehr auf der Ribisel- & Stachelbeerschiene), am Gaumen sehr fokussiert, mit kräftiger Säure, harmonisch, *(*)/***, € 14
  • Borgo San Daniele, Arbis Blanc 2005, Venezia Julia IGT, eine Cuveé aus Tocai (die jetzt Sauvignonasse heißt), Sauvignon Blanc, Chardonnay und Weißburgunder, glockenklare helle Nase, die Rebsorten perfekt vermählt, bildet ein harmonisches Ganzes, leider etwas kurz im Abgang, **/***, € 18
  • Edi Keber, Tocai 2006, Collio, dauerhafter Bezieher der Tre Bicchieri des Gambero Rosso, kräftige Nase, ziemlich expressiv und würzig, dicht, etwas breit am Gaumen, rund und harmonisch im Abgang, *(*)/***, € 11
  • Castelvecchio, Terrano 2005, Venezia Julia IGT, eine Spielart der Refosco-Traube von einem Bio-Weingut, präsentiert sich in Purpur mit dunklem Kern, würzige Nase, am Gaumen dominiert dann etwas überraschend eine kräftige Säure, trotzdem sehr ausgewogen, ein Wein, der die Säure zu seiner Seele macht, ist anders - und das gefällt mir - als die anderen Weine, polarisiert, **/***, € 8
  • Sgubin, Cabernet Franc 2005, Venezia Julia IGT, warme Nase, vermittelt ein "endlich-zuhause-Gefühl", so sortentypisch mit den vegitabilen grünen Noten, ganz weich am Gaumen, schöner Wein, **/***, € 15
  • Dorigo, Tazzelenghe 2000, Collio Orientali, wirkt gereift in Farbe und Geruch, aber noch mit Fruchtsüsse behaftet, mittelgewichtig, wirkt lebendig durch seine feine, seidige Säure, Süsseschmelz wiederum im Abgang, ist jetzt am Höhepunkt, ein sehr ziviler "Zungenschneider" (so die wörtliche Übersetzung der Rebsorte Tazzelenghe), *(*)/***, 32
  • La Viarte ("der Frühling"), Merlot 2003, Collio Orientali, wiederum ein gereifter Vertreter, Würzekomponenten und Süsse, 12 Montae Barrique, mächtiger Körper, rund, wirkt durch seine kräftige Säure äußerst vital, zeigt eine mineralische Komponente, pipifeiner Zungengenuß einer sehenswerten Show-Winery, **/***
  • Jermann, Pignacolusse 2002, Venezia Julia IGT, aus der Rebsorte Pignolo, granatrot, Rösttöne, viel Maggikraut, kräftiges Tannin, auch der Alkohol ist deutlich schmeckbar, in Summe aber eine runde Sache, gut mundfüllend, langer Abgang, **/***, € 30

Mittwoch, 26. Dezember 2007

Weihnachtsganserlweine

Die Weinwahl meines Schwiegervaters bietet immer ein willkommenes Kontrastprogramm zu meiner eigenen, zumal er als ausgewiesener Österreichfetischist mich heuer mit zwei Italienern überraschte.
Etwas ratlos bzgl. Region und Sorte ließ mich der erste Wein zurück, schöne gereifte Farbe, korrespondierende komplexe Nase, am Gaumen ganz leichtes Tannin, gut strukturiert und dabei sehr balanciert, im Verlauf immer mehr von der Säure getragen, ich hätte da eher auf eine österreichische Cuvee 01 aus dem Mittelburgenland getippt, tatsächlich war's aber ein 2000er Merlot von Russiz Superiore aus dem friulanischen Collio, guter Begleiter zur diesmal ein wenig trockenen Gans, der aber hinsichtlich der Rebsorte nichts mehr von einer Sortentypizität erkennen ließ. Eine Liga drüber spielte ein 1995 Amarone von Brigaldara, bereits orange Töne zeigend, leicht malzige Noten, am Gaumen dann eine überwältigende opulente Süße und wiederum leicht malzige Anklänge, die sich aber im Laufe der Zeit geben, legt minütlich im Glas zu, fester und wiederum überzeugendes Exemplar, nichts von seinen 15% Vol. merkbar, toller Wein und ein wunderschöner Ganslwein.
Freue mich schon auf Martini 2008 :-)

Dienstag, 18. Dezember 2007

Weinrallye #6 - Schaumwein zum Jahresende?

Zum Jahresabschluß gönnt man sich ja gerne etwas Exklusives - soll heißen: Champagner! Nun bin ich ja der Meinung, daß Champagner alleine noch kein Garant für wirklichen Genuß bedeutet. Das liegt zum einen in den Erwartungen bezgl. des Preises, andereseits in den doch recht unterschiedlichen Geschmacksrichtungen der Champagnerhäuser begründet (nachzulesen bei meinen Erfahrungen zu Silvester 2005 und 2006).

Winzersekte haben in den letzten Jahren ja einen unheimlichen Boom erlebt, zurecht, den österreichische Qualitäten wie jene von Bründelmayer, Schloß Gobelsburg oder die reinsortigen Varianten von Karl Steininger überzeugen auch verwöhnte Gaumen.
Daß Winzerinnen (Illa Szemes) und Winzer (FX. Pichler & Manfred Tement) auch großen Sekthäusern wieder neue Impluse geben können, das beweist der
Schlumberger DOM 2000, eine Cuvee aus Chardonnay und Pinot Noir, strohgelb, frische Nase, brotige Aromen, welche ich so intensiv noch nie wahrgenommen habe, den Mund ganz ausfüllend, harmonisch durch und durch, im Abgang wieder die Brotnoten, auch etwas nussig, lang, à point und eine hervorragende Flasche, jedem (Non-Vintage)Champagner ebenbürtig und findet sich bereits wieder auf meiner Einkaufliste wieder, **(*)/***

Bei so einer guten Flasche braucht man nicht bis zu Sylvester warten, die macht jederzeit auch zwischendurch schon Spaß - Danke Lars Breidenbach, dem Ausrichter dieser Weinrallye! Nevertheless gibt's heuer zu Sylvester - alleine schon wegen der Tradition zur Weiterbildung wegen ;-) - wieder Sekt aus Frankreich - Pol Roger Rosé - oder alternativ einen Cremant aus der Magnum - mal sehen!

Bildnachweis: shop.schlumberger.at

Samstag, 1. Dezember 2007

Die Novemberweine

  • Claus Preisinger, Paradigma 2000, Neusiedlersee, dieser Wein aus vorwiegend Zweigelt hat mich schon im Winter 02/ 03 durch seine "Trinkfertigkeit" angesprochen, es schien, als hätte er von allem nur das Beste mitgekommen und der junge Claus Preisinger avancierte mit seinem Erstlingswerk über Nacht zum Shooting-Star der Weinszene. Ich habe damals nicht gedacht, daß sich der Wein in seiner bestechenden Frühform lange auf diesem hohem Niveau halten wird - der Hänger vor 2 Jahren schien meine Vermutung auch zu bestätigen.
    Doch diese Flasche wiederlegt mein Vorturteil - und wie! Noch jugenliche Farbe, herrliche Kräuterwürze, fruchtsüße Nase, das Holz perfekt integriert, tiefgründig und vielschichtig, Schokolade, so sexy und verführerisch, am Gaumen saftig, feinkörniges, rundes Tannin, wirkt voll, aber niemals dick, zarter Rumtopf, angenehme Säurestruktur im harmonischen Abgang, schwebend leicht und doch so druckvoll, hält sich perfekt über 4 Tage, leider meine letzte Flasche, das alles (hauptsächlich) aus meiner Lieblingsrebsorte - dem Zweigelt, Respekt Claus, die Höchstnote! ***/***
  • Peter Skoff, Sauvignon Blanc Klassik 2005, Südtsteiermark, verführerische Hollernase, dichter und fester Körper, diese enorm feste Struktur ist etwas überraschend für einen Wein der Klassik-Linie, macht aber unheimlich Spaß, druckvoll, mittellanger Abgang, sauber und fein, ein toller Jahrgang, der Lust auf mehr macht, *(*)-**/***
  • Dirk van der Niepoort, Fabelhaft 2003, Douro, rubinrot, balancierte Nase, leichte Kirschfrucht, ein bißchen Rumtopf, Lösungsmittel, zeigt sich von einer sehr saftigen Seite, geschmeidig & balanciert, bietet viel Trinkvergnügen, **/***
  • Nigl, Grüner Veltliner Privat 2002, Kremstal, leuchtendes Strohgelb, schon die Nase die totale Mineralik, kaum auf der Zunge setzt sich dieser Eindruck in einer für mich noch nie so offensichtlichen Form fort, das ist Mineralik pur, etwas gelbe Früchte, komplex, leichte Exotik, dann tabakkig, gleitet so herrlich anschmiegend über die Zunge, cremig und stoffig, subtil ausklingend, von vorne bis hinten balanciert, eine Offenbarung, ein Meisterstück, jubelnd zücke ich die Höchstnote, ***/***
  • Weingut Strauss, Gamlitzer Welschriesling Classic 2006, Südsteiermark, eine zurückhaltenden Nase, die schon Frische am Gaumen verspricht, Grasaromen, blitzsauber, für einen Wein der Klassik-Linie recht voluminös, frisch und doch saftig, ein Klassiker, *(*)/***
  • Weingut Hufnagel, Blaufränkisch 2005 SALON, Mittelburgenland, purpurfarben, merklicher Holzeinsatz, der sich nach einiger Zeit aber in wunderbar kräuterwürzige Aromen verwandelt, präsentiert sich herrlich seidig am Gaumen, kaum merklich das Tannin, wird leichtfüssig und balanciert von seiner Säurestruktur getragen, kühl im Trunk, macht einfach Spaß, **/***
  • Weingut Rudolf Fritz, Grüner Veltliner Riedenselektion 2006, Kremstal, Mitgliedsbetrieb der Veltlinermacher, sehr helle Farbe, frisch fruchtige, zurückhaltende Nase, in Summe harmonisch, handwerklich sauber gemacht, Sommer-Terrassenwein ohne Anspruch, */***
  • Weingut Alphart, Chardonnay Reserve 2003, Thermenregion, welch famose Nase, Pilze, Tabak, das neue Holz subtil integriert, Tiefe, am Gaumen extrem kompakt und gebündelt, das trifft den Gaumen ganz unvorvereitet, expressiv, so unglaublich cremig und dicht, fest strukturiert und doch so zärtlich mollig, langer Abgang, toller Wein mit Potential, ***/***
  • Weingut Kummer-Schuster, Zweigelt Alte Reben 2005, Neusiedlersee, herrlich Purpurbrillianz, dominierende Würze im Glas, die leichte Herbe gibt dem ganzen eine seriöse Note, etwas Kirsch, Vanille, saftiger Körper, hintendrein merkbar geschliffenes Tannin, gut fruchtiger Ausklang, ein überaus gelunger Sortenvertreter, übrigens 2.Platz beim falstaff Zweigelt-Cup, verliert am zweiten Tag deutlich, im Abgang steht der Wein vom Rest daneben, in Summe sehr herb wirkend, am 4. Tag wieder erwacht, zeigt viel Fruchtschmelz, sehr offen, gutes Tanningerüst, die Herbeit dminiert den Abgang, **/***
  • Laurenz V (Moser), Charming Grüner Veltliner 2004, Kamptal, der erste in Kooperation mit Fred Loimer entstandener Wein, der auszog, um der Welt den Grünen Veltliner näher zu bringen, bereits gereifte Noten, am Gaumen aber noch voll da, fokussiert und lebendig und mit angenehmen Trinkfluß, vermutlich seinen Zenit bereits überschritten, *(*)/***