Sonntag, 22. Februar 2009

Gobelsburgduett vom Grünen Veltliner

Michael Moosbruggers Weine vom Schloß Gobelsburg befdürfen keiner erneuten Vorstellrunde. Jahr für Jahr liefert der falstaff-Winzer des Jahres 09 Spitzenqualität - übrigens auch in Rot - welche ihre ganze Pracht und Harmonie - je nach Sichtweise "jedoch erst" oder "auch noch immer" - nach einigen Jahren der Reife eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Dafür bieten sich Vertreter der beiden annähernd benachbarten ersten Lagen Grub und Lamm, eingezwickt am Fuße des berühmten vukanischen Zöbinger Heiligensteins und des Gaisbergs direkt an. Einen Blick auf beide Lagen gibt's zB. bei wineanorak.
  • Schloß Gobelsburg, Grüner Veltliner Kammerner Grub 2002, Kamptal, schönes Goldgelb, tief strömende und zart süßlich würzige Nase, viel Mineralik, die unvermeidliche Exotik aber auch eine herbe Würze vom Thymian, am Gaumen dann richtiggehend voll, mit einer öligen Konsistenz, rund, harmonisch balanciert, zeigt viel Schmelz, wundervolle Säure, die mineralischen Noten leben im Abgang nochmals prachtvoll auf, das ist der Olymp des Veltliners, der mich vollauf zufriedenstellt, mit höchstem Genuss zu gurgeln, wie bisher auch gilt für diesen Wein ebenfalls: Michael Moosbrugger Superstar, ***/***
  • Schloß Gobelsburg, Grüner Veltliner Kammerner Lamm 2002, Goldgelb, die Nase erwartet die balancierte Weite eines ruhigen, spiegelglatten Sees, gespannt bereit, in unbekannte Tiefen hinabzusteigen, ein wenig Quitte und Würze, am Gaumen dann viel engmaschiger und doch mit jener Offenherzigkeit eines Weines ausgestattet, der sich seiner Souveränität vollauf bewußt ist, rundum balanciert, das sind Weine, die beim Trinken Geschichten erzählen, soferne man Willens ist, ihnen ein wenig seiner Zeit zu schenken und in sie hinzuhören bereit ist, ein sehr schöner Begleiter zu mit Dolcelatte gefüllte Schweinsfilets, Knoblauchzucchini und glasiertem Sellerie, aber auch herrlich passend zur einfachen Jause, **(*)/***
Bildquellennachweis: Weingut Schloß Gobelsburg

Donnerstag, 12. Februar 2009

Weinrallye #20 - Schwimmen muß der Fisch!

Gastgeber der 20. Ausgabe der Weinrallye ist Wolf mit seinem Blog Hausmannskost - bereits zum zweiten Mal - bravo!
Sein diesmal vorgegebenes Thema lautet: Wein zum Fisch, aber nicht weiß *und* trocken! - sicherlich kein 0815-Thema!

(1) Prolog

Nun gibt es ja die (bekannte) Anekdote vom Gast, der zum Fisch eine Flasche Mouton Rothschild ordert und dem verdutzten Sommelier dann netterweise ob dessen Perplexität seine Philosophie näherbringt: Ein guter Wein, der passt eben zu allem!
Auch René Gabriel ist einer Kombination mit Bordeaux nicht abgeneigt, wie sich hier anhand des 1995er GPL nachlesen läßt.

Also einmal kurz die Suchmaschine anwerfen und schon offenbaren sich (österreichische :-) Gedankensplitter zum Thema "Rot & Fisch" - so zB. ein informativer Artikel aus den Salzburger Nachrichten oder Irrtum #13 "Zu Fisch passt nur Weißwein!" eines Artikels zum Thema "Weinwahheit" des Genuss.Magazins.

(3) Monolog

Nun ja, trotz allen Beteuerungen, daß Fisch und Rotwein kein Widerspruch per se sein müssen, bleib' ich skeptisch. Ich gestehe auch ganz freimütig, in gewissen Punkten wertkonservativ zu denken. Schließlich habe ich mir mein persönliches Geschmacksprofil und Vorlieben in etlichen Verkostungsjahren hart erschlürft & ergurgelt ;-)
Das bedeutet aber jetzt nicht, daß diese nun für alle Ewigkeit unveränderlich sind, andereseits muß ich diese aber auch nicht jedesmal hinterfragen, nur weil der nächste Hipkoch, Sommelier oder ein Weinmagazin medienwirksam das Gegenteil als angesagt erklären!

Als Faustregel (für mich und als Antwort auf die Frage ob Rot & Fisch ein harmonisches Ganzes bilden können) würde ich einmal sagen: "..it depends!".

Es kommt d'rauf an, nicht so sehr auf die Art des Fisches als vielmehr auf die Art seiner Zubereitung.
Ich kann mir einen fruchtdominierten Wein mit kräftiger Säurestruktur wie zB. Pinot Noir aus der Thermenregion oder einen ganz jungen Blaufränkisch oder Zweigelt zu Thunfisch gut vorstellen, auch zu Forelle oder Saibling vom Grill - ob dies aber der Weisheit letzter Schluß im Vergleich zu Sauvignon Blanc, Grünem Veltliner, Weißburgunder oder (auch feinherben) Riesling bezweifle ich, gerade wenn ich an Gerichte wie zB. einen herrlich kross gebratenen Zander mit Gemüsejulienne und Kren(Meerrettich)schaumsauce denke! Ein sommerlicher Hit, genossen an einem der zahlreichen Salzkammergutseeen!

Als Rallyebeitrag möchte ich diesmal die Verträglichkeit von Fischvariationen in Form von Tramezzini-Aufstrichen - ein klassiker als Vorspeise - mit einem klassischen Aperitfwein - dem Rosé - testen!
Zu Thunfisch-, Lachs- (& außer Konkurrenz auch noch Beinschinken und Tiroler)aufstrich habe ich einen Trollinger Rosé aus Baden-Württemberg meinem Keller entnommen.

Schloß Lehrensteinsfeld Rosé 2007, Weinsberg, Württemberg, aus der Trollinger-Traube gekeltert, zartes Lachsrosa, sehr schön balancierte Nase, strömend, mit Duft nach wilden Walderdbeeren, in Kombination mit einer erdigen Parfumnote ergibt das eine hochfeine Komposition, dazu trägt sicherlich auch der Ausbau im großen Holzfaß bei, viel Noblesse, am Gaumen schlank, die Säure dominiert, zeigt eine wundervollene Harmonie, mittellang und fein ausklingend, sehr ansprechender Wein, als Aperitif perfekt, trocken, aber nicht (zu) kochentrocken, gleichermaßen sommer & wintertauglich, **(*)/***

Gratulation an die deutschen Kollegen - nach einem solch feinen Vertreter habe ich im Vorjahr in heimischen Gefilden vergeblich Ausschau gehalten!
Liebe österreichischen Weinbauern - bzgl. heimischen Rosé gibt bei mir immer noch eine Scharte auszuwetzen, wer liefert mir den Gegenbeweis in Form eines Tipps? Oder noch besser in Form einer Flasche?

(3) Dialog

Wie schlägt sich nun der Wein zu den beiden Fischaustrichen?
Eigentlich ganz wacker! Die feine Struktur des Rosés geht zwar bei den doch ziemlich üppigen Aufstrichen verloren, doch die Harmonie und Frische bleibt wunderbar erhalten und es gibt keine Spur von disharmonischen Anklängen! Zum Lachsaufstrich zeigt sich der Wein noch einen Tick besser balanciert als zur Thunfischvariante.
Ehrlicherweise muß ich anmerken, daß ein mehr vom Gerbstoff der Rotweintraube geprägter Rosé - zB. aus der Provence oder aus Spanien vielleicht noch besser reussiert hätte - allein der Wein für sich war schon ein Gedicht, sodaß ich auch so mehr als zufrieden bin!

(4) Epilog

Ein wenig neugierig hat mich das Thema allemal gemacht, sodaß ich zur heurigen Grillsaison einmal einen echten Roten zum Fisch probieren werde, wahrscheinlich einen Pinot Noir oder St. Laurent. Erfahrungsbericht folgt!

Dienstag, 3. Februar 2009

10 Jahre (+1) danach (1)

Eigentlich wollte ich ja das Jahr mit dem ersten Artikel zur Serie "Ten Years After" beschliessen, doch die Bazillen waren damit nicht ganz so einverstanden :-(
Daher möchte ich das Jahr diesbezüglich und einfach mit der Retrospektive beginnen, also..

1998

Auf geht's - wer kann sich noch erinnern, was er im Jahr 1998 erlebt hat? Also, strengt eure kleinen Zellen an und gönnt euch eine kleine persönlichen Rückblick!
Für mich war '98 auf alle Fälle ein erlebnisreiches Jahr! Studium im zweiten Bildungsweg abgeschlossen :-), dazu ein kleines Magengeschwür :-(, neue berufliche Herausforderungen, ein feiner Sommerurlaub in Italien, unser erstes neues Auto, und, und und..
  • Zenato, Amarone die Valpolicella 1998, Granatrot mit dunkelm Kern, gereifte Nase, zarter Rumtopf, Blockmalz, ein wenig Uhu im Hintergrund, fein balanciert, die harmonisch Säure im Vordergrund, zeigt gute Struktur, leichtes Bitterl im Abgang, schöner Essensbegleiter zum Wild, *(*)/***
  • San Giusto a Rentennano, Percarlo 1998, Toskana, ziegelrot, eher dezente Aromatik, Zwetschke, Thymian, leicht würzig, viel Alkohol, sehr strenger Typus, herb am Gaumen, forsches Tannin, leider - wie sooft bei den "großen" Toskanesen - den Mund austrocknend, aber gute Länge und der Rückgeschmack eigentlich ganz harmonisch hintennach, guter Essensbegleiter, kein Solowein, noch immer Potential, aber weit von der sensationellen Riserva Le Brocole entfernt, *(*)/***
  • Den wundervollen 1998er Loire-Cremant aus Chenin Blanc von Bouvet Ladubay gibt's hier beschrieben
  • Château d'Aurilhac 1998, Medoc, noch sehr jugendliches Rot mit fast ein wenig Purpureinschlag, leider ein wenig Kork maskiert, trotzdem gut verwobene Nase, gemüsige Anklänge, aber auch würzig und feurig, die Säure bereits in der Nase riechbar, am Gaumen dann schän balanciert, aber immer mit dem herben Grundton gestimmt, erdig, kräftiges, leicht trockenes Tannin, in feiner Balance mit der Säure ausklingend, wie immer feiner Weinwert, **/***
  • Château Labegorce 1998, Margauxx, schon eher im Granotrot, die Nase offenbart noch viel Fruchtsüsse, aber auch balsamische Komponenten wie Teer, am Gaumen dann schlanker, sehr subtil, feine Säure dominiert anfangs, eine kurzes Aufzeigen von reifen Gerbstoffen bevor die Säure wieder im harmonischen Abgang die Oberhand gewinnt, ein feiner Essensbegleiter, **/***
  • Château Charmail Cru Bourgeois 1998, Medoc, fast noch purpur mit dunklem Kern, feine, ganz klassische Bordeauxnase, leichte Holzwürze, dann dominieren die kräuterwürzigen Aromen, ein wenig roote Früchte noch im Hintergrund, seriöser Wein mit einem ernsten Grundton, am Gaumen wieder richtiggehend würzig, mittelgewichtig, im Finish etwas trocken, den Charme etwas vermissend, trotzdem gut balanciert, *(*)-**/***
  • Château Chasse Spleen 1998, Moulis, Medoc, noch sehr juvenile Farbe, warme Charakteristik umströmt meinen Riechkolben, Kirschlikör, Mon Cherie mit einem erdigen Grundton, auch ein wenig teerige Noten kommen zum Vorschein, seidig am Gaumen, mittelgewichtig, superbe Säurestruktur mit feinen Gerbstoffen im Abgang, sehr angenehm, **/***
  • Château Léoville Poyferré 1998, Kostnotizen hier
  • Château Les Jonqueyres 1998, Premières Côtes de Blaye, klassisches Bordeauxrot, geprägt von einer dunkelberigen Würzigkeit, Zedernholz, dabei immer ein richtiger Gentleman's Clairet, mittelgeichtig und harmonisch, seidiger Abgang burgundischer Art, hat sich gut gehalten, *(*)/***
  • Château Mayne Lalande, Cru Bourgeois Supérieurs 1998, endlich einmal volle Frucht, verströmt dunkelbeerige Würzigkeit, das Holz fein verwoben, wirkt sehr konzentriert, am Gaumen fest, aber auch etwas Disharmonie in Form von adstringierenden und austrocknenden Tannninen, Mayne Lalande hat mir bisher als *einziges* Gut im Bordelais negative Erlebnisse beschert, aber vielleicht war ich immer nur zu ungeduldig? Bei diesem Wein war ich definitiv zu ungeduldig. Und die Strafe ist: es war meine letzte Flasche! Schade, schade, *(*)/***

Sonntag, 1. Februar 2009

Weine im Jänner

  • Markus Huber, Grüner Veltliner DAC Klassik 2007, Traisental, ein Senkrechtstarter aus einem Gebiet, das wahrscheinlich bei vielen Weinfreunden noch immer nicht so recht als eigenständiges österreichisches Weinbaugebiet wahrgenommen wird - obwohl seit 1995 bestehend!, strohgelb, frische, klare Apfelfrucht, in Einklang mit der typischen "hellen" Veltlinerwürze, anfangs etwas vordergründiges CO2, gute Struktur am Gaumen, erfrischende Säure, süffig, macht Spaß, unkomplizierter, aber feiner Veltliner, der als universeller Essensbegleiter gut geeignet ist, erscheint am zweiten Tag aber bereits etwas lasch! *-*(*)/***
  • Mulderbosch, Chardonnay 2003, Stellenbosch, Südafrika, braucht etwas Zeit, um aus seinem Winterschlaf aufzuwachen :-), klares Goldgelb, balancierte buttrige Nase, subtil am Gaumen, wundervoll harmonisch, ebenso im Abgang fein ausklingend, seit Jahren in einer sehr guten Form , Respekt! **/***
  • Schlumberger DOM 2004 brut, klares Strohgelb mit sehr verhaltener Perlage, in der Nase fast würzig, deutlich von der Lagerung im Holzfass geprägt, quicklebendig am Gaumen, gut mundfüllend, wirkt noch immer jung, eigentlich ganz harmonisch, ein kleines Spitzerl im Abgang zeigt mir, daß sich die Balance aber erst einstellen wird, gut, aber (noch?) nicht in der Liga des 2000er spielend, ist bei meiner lieben Renate wegen der (riech & schmeckbaren) Holzlagerung auf Ablehnung gestossen, *(*)-**/***
  • Waterford, Chardonnay 2002, Stellenbosch, Südafrika, sattes Goldgelb, wirkt buttrig, röstig mit Kaffearomen, sehr cremig weich am Gaumen, ein Schmeichler, mit perfekter Harmonie, sehr trocken im Nachgeschmack, das wirkt ein wenig irritierend, *(*)/***
  • Weingut Schneider, Spätburgunder M 2005, Pfalz, das ist mein erster Wein von diesem in den Medien präsenten Merketinggenies, seine Homepage und seine Namensgebung der Weine finde ich überaus gelungen, nun, ich erwarte mir keinesfalls einen zarten, fragilen Pinot, sondern eher das Gegenteil, und so ist es dann auch, breite, ausladenende Nase, wenig Frucht, dafür viel Röstung, Kaffee, leicht "muffig", erdig, dann helle Töne, Minze, am Gaumen richtiggehend süffig, weich, ein Saufwein ohne Hemmungen, durchaus clever und gut gemacht, gefällt mir gut, hat Charme, so herrlich hedonistisch, ich weiß nicht recht, ob ich diesen Wein für seine dann doch eher anspruchslose Art lieben oder verdammen soll? Seichte Kost für Weinsnobs? Nein von wegen, ich liebe ihn, herrlich!
    Am zweiten Tag kommt eine neue, rauhere Seite zum Vorschein, Gerbstoffe, und die nicht zu wenig!, das Schmeichelnde hat dieser Wein nun definitiv verloren, die Nase ist etwas dumpf, aber nicht unattraktiv, erdig, beleibt am Gaumen schlank, eher konträr zur schmeichlenden bisherigen Art, wirkt seriöser, sehr gut und gerne wieder! **/***
  • Dönnhoff, Riesling Grauschiefer 2006, Nahe, sehr helle Farbe, deutlicher Petrolton, der alle andere überdeckt, am Gaumen dann von sehr schlanker Struktur, fast ausgedünnt , wirkt etwas verwwässert, leichtes Bitterl, eine seltsame Kombination, so gar nicht meins, JA zum Petrol als *eine* Komponente von vielen, aber bei so filigranen Weinen macht das für mich in deiser dominanten Art keine gute Figur, oW.
  • Leo Aumann, St. Laurent 2003, Thermenregion, dunkel Farbe, herrlich tiefe Aromatik, balsamische Noten sind hier wörtlich zu nehmen, hat viel von einem guten Balsamessig (Traditionale! wohlgemerkt), rotfruchtig, Ribisel, ist gut strukturiert im Mund, aber nicht schwer, schöne Säure, wiederum eher burgundische Richtung, trotzdem eine fast saftige Richtung, trinkanimierend, im Abgang leicht (angenehme) Bitterstoffe (Trockenstress der Reben?), sehr gelungener und fein struturierter Vetreter aus diesem heißen Jahr, **/***
  • Wolfgang Aigner, Grüner Veltliner Sandgrube 2006, Kremstal, die Würze springt förmlich aus dem Glas, leicht süßliche Aromen am Gaumen, kandierte Ananas, süß-sauer, saftiger, trockener Mittelteil, vitales Säurespiel, wunderschöne Sortenstilistik, wie immer eine sichere Bank, die Weine der Kremser Veltlinermacher, **/***
  • Vinum Ferreum, Blaufränkisch Saybritz 2006, Südburgenland, helles , duftiges Nasenspiel nach Himbeeren, Schlehen, ein wenig Sauerkirsche, schöne Würze, am Glaumen mittelgewichtig, aber druckvoll und durchaus mundfüllend, im Abgang noch nicht ganz balanciert, leichter Säurespitz hinten am Gaumen, ein Vertreter der neuen, sehr ansprechenden, geht Richting burgundischen Blaufränkisch-Stilistik, *(*)/***