Sonntag, 3. Februar 2008

Meine Weine vom Jänner

  • Podere La Brancaia, Il Blu 2000, Toskana, der von mir aufgrund seines stetig steigenden Preises letzte erworbene Jahrgang (zu € 33) , zeigt noch eine kräftige Farbe ohne ein Zeichen von Alterung, sehr offene und tiefe Nase, im Duft ein typischer Toskaner, wirkt sehr mineralisch, mundfüllend und sehr saftig, die Luft fördert trotz des hohen geschmeidigen Merlotanteils massive Gerbstoffe zu Tage, welche hintennach ein wenig austrocknend wirken, in Summe ein guter, aber überteuerter Wein mit noch einigen Jahren Leben, **/***
  • Rosenberger, Grüner Veltliner Kellerstiege 2005, Kremstal, strohgelb, war anfangs noch leicht perlend, bin erstaunt, daß sich das im Schrauber so lang gehalten hat, sanft würzig, leichtes Pefferl, mittelgewichtig, ganz harmonisch und sauber, wirkt jedoch etwas laktisch im Abgang und könnte etwas mehr Kontur zeigen, */***
  • Volpe Pasini, Refosco Zuc di Volpe 2001, Friaul, hat noch eine beruhigende Farbtiefe, schöner Wasserrand, zeigt viel Würze, Aromen von Tabak, aber auch grüne Noten wie vom unreifen Tomaten bzw. grünem Paprika, durchaus voller Wein im besten Sinn, die sehr seidige Struktur unterstützt den Trinkfluß, kräftiges, reifes Tannin im Abgang, ein herrlicher Wein, solo und zum Essen, und eine Flasche, die wirklich singt - die vorigen 2 Flaschen ließen meine Hoffnung auf ein nochmals wirklich gute Flasche schwinden, geht am 2.Tag aber in die Knie, das Tannin nimmt überhand, die seidige Komponenten kommen abhanden und der Wein wird ein wenig rustikal, **/***
  • Schloß Halbturn, Imperial Weiß 2004, Neusiedlersee, ich mag diesen Wein wegen seines gekonnten, Richung internationlaler Stilistik gehender Ausbaus, klaro, das heißt viel Holz, aber eben gekonnt zu einem fein balanciertem Ganzen gesponnen. Diesmal habe ich dem Wein viel Zeit gegeben, Tage, um präziser zu sein, und siehe da, am 5. Tag zeigt dieser Wein wundervolle neue Facetten, neben brotig und nussigen Aromen gibt es nun tropische Früchte, kandierte Ananas, aber auch balsamische Noten Richtung Terpentin, Wachs und ganz zart Petrol vernehmbar, überaus stimmig! Die Kehrseite ist, daß der Wein am Gaumen bereits flach wirkt, jedoch noch immer sehr geschmeidig mit einer ziemlich beachtlichen Länge im Abgang, **/***.
  • Chateau Montrose 1994, Bordeaux, mein erster Subskriptionsjahrgang und meine erste Flasche dieses von Rene Gabriel mit 19 Punkten bewertetet Weins - mal sehen: Ziegelroter Rand, dunkler Kern, da ist sie wieder, die (für mich) typische und trinkgenuß versprechende Bordeauxnase, zeigt Würze, Maggikraut, noch deutlich Fruchtsüße riechbar, ein Schluck offenbart präsentes Tannin, Adstringenz, eine schöne Säure stützt den Wein, etwas Alkohol, bis auf die Gerbstoffe aber insgesamt recht schlank, diese sorgen für ein gutes und langanhaltendes Finish, die Tannine sind aber leicht austrocknend, die strenge Herbheit ist dem vom Cabernet Sauvignon dominierten Wein aus St. Estephe anzumerken, wird am zweiten Tag runder, jedoch auch indifferenzierter, war ein guter Essensbegleiter zu Beiriedschnitte mit Schupfnudeln und Balsamicogemüse, jetzt trinken, aber noch mit genügende Lebenssaft für die nächste Dekade, */*** oder äquivalente 16 Punkte, mehr wird's nicht.
  • Hans und Christine Nittnaus, Zweigelt Luckenwald 2002, Gols, Neusiedlersee, wassriges Rubin, wirkt sehr jugendlich, intensive Nase, Rumtopf, Süssholz, eher streng und mittelgewichtig, wirkt fast schon ein wenig hart, braucht viel Luft, wird runder, mundfüllendes, aber recht kurzes Tannin, im Abgang Säure und wiederum Noten der Süssholzwurzel, */***
  • Weingut Familie Bauer, Cuvée Reserve 2004, Großriedenthal, Wagram, Röstig-toastige Nase, Schokolade und Beerenkonzentrat; am Gaumen angenehm reife Tannine, guter Druck, dennoch elegant, feine Gerbstoffe, legt zu, eine durchaus gelungene Komposition aus Zweigelt, Merlot und Cabernet Sauvignon, *(*)/***
  • Weingut Setzer, Grüner Veltiner 1. Lage 2005, Weinviertel, Anklänge an Mhyrre, Birnennoten, gut strukturiert, moderates Säurespiel, sehr balanciert, bewundernswert, wie solche Weine im reinen Stahltankausbau entsehen können, ich hätte eher auf großes Fass getippt, leider wiederum mit Plastikkorken verschlossen, **/***
Nicht weiter erwähnenswert sind ein (brav fruchtbetonter) Zweigelt 2006 Fasanweingarten von Weingut Fischer in Sooß und ein etwas eiszuckerlbehafteter Grüner Veltliner Weinzirlberg 2005 vom Weingut der Stadt Krems, jedoch sehr süffig. Das Negativbeispiel des Monats war ein Welschriesling 2007 vom Weingut Winkler-Hermaden aus der Süd-Oststeiermark, ein geruch- und geschmackloses Etwas mit einer Säure, die selbst gestandene österreiche Zungen mit Essig assoziieren - und das als Empfehlung in einem haubendekorierten Lokal zum heimischen Saibling!

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