Dienstag, 29. September 2009

Weinrallye #27 - Tankstopp

Weine von der Tankstelle? Zugebenermaßen eine vom Thema sehr ungewöhnliche 27.Weinrallye, die Rallyevater Thomas vom Winzerblog da vor einigen Tagen und für die meisten überraschend, weil so kurzfristig, angekündigt hat.

Die Tankstellen dienen wohl nicht wirklich als Reservoir des qualitativen Weingenusses. Die einfache und logische Folge auf die Frage nach dem Zielpublikum. Ein paar Singles und Workaholics, denen die üblichen Ladenöffnungszeiten zu knapp werden, auf der Suche nach Fertiggerichten, Stammkunden der Tankstellen-Beisln, die sich auf dem Nach-Hause-Weg noch mit einem gekühlten Six-Pack eindecken und Jugendliche, denen ihr am Samstag nachmittags im Diskonter eingekaufter Fusel bei der Party wieder Erwarten doch schon um 22:00h zur Neige geangen ist, .. .
Letzteres sicherlich mit ein Grund für das nächtliche Alkoholverkaufsverbot, das ab nächstem Jahr in Baden-Württemberg in Kraft tritt. Ob's hilft bzw. der richtige Weg ist, sei hier einmal dahingestellt - obwohl eine bewußtseinsbildende Diskussion darüber schon mal hilfreich wäre, aber selbst von dieser sind wir in Österreich weit entfernt.

Wenigstens wurde in den letzten Jahren seitens der Mineralölketten investiert, um die "Minisupermarktbereiche" ansprechend zu gestalten, denn ohne das Zubrot in Form von Zeitschriften, Getränke und Lebensmittel reicht der Profit der Pächter nicht für's Überleben. Und die anfangs horrenden Aufschläge sind in der Zwischenzeit durchaus für's Geldbörserl verträglich auf ein akzeptables Niveau gesunken.

Einen diesbezüglich ansorechenden Betrieb habe ich in 5-minütiger Reichweite. Die Hoffelner-Avia-Tankstelle (in Linz-Urfahr) und deren Bistro Julia war schon öfters auch unsere abendliche oder sonntägliche Rettung bzgl. Obers, Milch und frischem Gebäck.
Auch die Weinauswahl unterscheidet sich wohltuend vom Diskont-Einheitsbrei der Konkurrenz.
Die Weingüter Wohlmuth, Polz und W. Skoff vertreten die Südsteiermark, Iby, Hans Nittnaus, Gesellmann, Markowitsch, Tschida Angerhof (Süßwein) und Lenz Moser das Burgenland und auch die Namen des Kamptals spielen in der obersten österreichischen Weinliga: Buchegger, Schloß Gobelsburg und Jurtschitsch.
Naturgemäß sind es nur die Basis und Einstiegsweine der Weingüter, aber immerhin zeugt die Auswahl von überlegtem Vorgehen. Die Low-Budget-Marken Weißer & Roter Storch bzw. Servus sowie die obligatorische Austromagnum - der Doppler (Doppelliter) - runden das Angebot ab.

Trotz dieser positiven Tatsachen haben mich drei Umstände von einem Einkauf abgehalten.
Zum einen ist es im Gebäude ziemlich warm, zweitens die Neonbeleuchtung im Hintergrund für die Weine nicht von Vorteil - begünstigt den Weinfehler des Käseln, aber hier steht sicher der Aspekt einer ansprechenden Präsentation im Vordergrund - und drittens sind die Weine nicht vom aktuellen Jahrgang - was für mich per se keinen Ausschließungsgrund darstellen würde, sehr wohl aber in Kombination mit den ersten beiden - auch wegen der vermuteten niedrigen Umschlagshäufigkeit.
Zum Glück habe ich einen der Weine aus der Tankstelle bei mir im Keller :-)

Schloßweingut Gobelsburg, Riesling vom Urgestein 2007, Kamptal, helles Strohgelb mit grünem Einschlag, eine frische Säurepikanz durchströmt meine Nase, viel Zitrus, weiße Blüten, aber auch etwas mineralische Noten in Form von "staubigem" Gestein, zart parfümiert, eine rassige Säure trifft den Gaumen, nervig, pointiert, vielleicht für einige schon eine Spur "zuviel des Guten", guter Extrakt, wiederum die Zitrone, alles in Balance, ein idealer Aperitif und Sommerterassenwein, der bei vergnüglichen 12% Vol. mit einem feinen Geschmacksprofil mit Anspruch brilliert, *(*)-**/***

Konklusio:

Lieber als Wein von der Tankstelle habe ich eine Tankweinstelle (1|2|3|4) ;-)

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