Donnerstag, 4. März 2010

Der Februar

Zuallererst einmal drei Vertreter aus dem heißen österreichischen '03er Jahr..
  • Weingut Ehn, Grüner Veltliner Oberer Panzaun 2003, Kamptal, helles Strohgelb, mächtiger Extrakt im Glas, von Anfang an die pure Mineralik, etwas "schwere" Nase mit dezenten Fruchtaromen nach Litschi und Honig, wachsig, weißer Pfeffer, am Gaumen spannungsgeladend, vibrierend und fordernd, ein Pfau, der diesem anfangs so reduktiven Wein (die Hausstilistik!) entstiegen ist, ganz und gar faszinierend, was die Geschwister Ehn da an Qualität aus dem hochgelobten Jahr '03 in die Flasche gezaubert haben, schlank und druckvoll fokussiert im Abgang, bleibt prickelnd und nervig auf der Zunge haftend, ein Wein, der erobert werden möchte und beileibe nicht "eberybodys darling" ist - und trotzdem ein Sieg auf ganzer Linie, Respekt!, **(*)/***
  • Weingut Ehn, Grüner Veltliner Harein 2003, Kamptal, ein wenig schmutziges Strohgelb, zeigt im Aromenprofil alle sortentypische Merkmale, reife gelbe Früchte, auch zarte tabakige Noten, insgesamt aber viel verschlossener als der Obere Panzaun, jedoch ebenfalls mit feinem Fokus ausgestattet, mittelgewichtig, harmonische Säure, steckt da vielleicht (mit den Jahren) doch noch mehr drinnen? Ich werd's nicht erfahren, war die letzte Flasche, *(*)-**/***
    Im direkten Vergleich der beiden Veltliner im Segment um die €10 gewinnt die Spitzenlage Oberer Panzaun. Hier können die 40jährigen Reben ihr volles Potential ausspielen, wohingegen der Harein erst 1999 neu ausgepflanzt wurde. Bemerkenswert auch, daß bisher alle noch in meinem besitz befindlichen 2003er Weißweine eigentlich eine tolle Performance hatten (Pannobile vom Heinrich, Wachtberg vom Weingut der Stadt Krems, usw.)
  • Tegernseehof, Famileie Mittelbach, Grüner Veltliner Bergdistel 2003, Wachau, kräftiges Gold, Extrakt, aber auch Säurezacken am Glasrand lasen auf einen spannenden Dialog hoffen, in der Nase zuerst reife Frucht, viel Exotik, zeigt sich beim ersten Schluck in einer harmonischen Verfassung, gesegnet mit einer lebendigen Säurestruktur, nach 10 min im Glas fällt der Wein zusammen, wirkt etwas müde und lustlos, wobei die Säure in feiner Dosierung sehrwohl noch vorhanden ist, aber die Frische fehlt jetzt einfach komplett, ist am Gaumen aber viel vitaler, zu Penne mit dreierlei Käsevariation und viel schwarzem Pfeffer ein angenehmer Speisenbegeleiter, wirkt rund und hat was von der "Altersweisheit", macht Spaß, seine Zeit ist aber gekommen, *(*)/***
Der Rest in Weiß..
  • Stift Altenberg, Grüner Veltliner Hohenstein-Limberg 2008, Weinviertel, die von Ewald Gruber betreuten Weingärten des Stifts Altenberg haben den falstaff Chefverkoster Peter Moser zu sensationellen 93 Punkten für diesen Wein um weniger als €9 animiert, ich bin gespannt:
    Helles Goldgelb, schöner Extrakt im Glas, die Nase anfangs mostig, Speckbirne, gelbfruchtig, durchsetzt mit mineralischen Noten und Anklängen von Tabak, ein feiner Sortenvertreter der grazilen Art, zeigt sich im Mund von nerviger, aber auch geschmeidigen Seite, recht balancierter, leicht würzig-pfeffrige Komponente am Gaumen, die Mineralik dominiert zu Beginn des Abgangs, der Rest ist dann leider etwas kurz, nichts-desto-trotz eine delikate Trinkstilistik, *(*)/***
  • Weingut Christmann, Riesling Gimmeldingen 2007, Pfalz, strohgelb im Glas, prachtvolle Rieslingnase nach Steinobst, die Marille schwebt förmlich, glockenklar, fokussiert, am Gaumen straff, nervige Säure, unheimlich feiner Trinkfluß, zieht in einem durch, toller Stoff, **/***
  • Holger Koch, Grauburgunder Holzfassedition 2006, Baden, helles Goldgelb, spontanvergoren, attraktive Nase, am ehesten nach Quitte, viel Extrakt, zeigt enormen Trinkfluß, viel Schmelz am Gaumen, harmonisch, feine Balance, hat gerade die richtige Portion "Vitalität" respektive Säure, blitzsauber, **/***
  • Waterford Estate, Sauvignon Blanc 2006, Stellenbosch, Südafrika, Strohgelb, zeigt eine delikate,weil nicht aufdringliche Aromatik, reifer weißer Hollunder, süßlich, würziger Paprika, viel Extrakt im Glas, am Gaumen eher schlank und rassig gehalten, delikater Trinkfluß, knochentrocken, animierende Stilistik, *(*)-**/***
Und ein einzelner Roter..
  • Casa Lapostolle Merlot Alexander 2006, Rapel Valley, Chile, tiefrote Farbe, schwarzer Kern, so typische, weil aromenintensive "Neue Welt"-Nase, vielschichtige Gewürze, zeigt eine feine Struktur im Mund, hier merkt man richtig den betriebenden Aufwand im Weingut, alles richtig zu machen, wirkt fast zivilisiert für seine 14.5% Vol., erzeugt mächtig Druck am Gaumen, durchaus präsentes Tannin, niemals plump und sehr ansprechend, *(*)-**/***

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