Samstag, 12. Juni 2010

Genußvolle März-, Aprilweine & Maiweine

Die letzten 3 Monate fanden sich wahrlich ein paar ganz besonders angenehme Tropfen im Weinglas wieder, insbesonders auch aus der Rebsorte Riesling. Das freut mich umso mehr - und nehme es als Belohnung meines Gaumens - da ich doch 15 Jahre meines Weinlebens "verbraucht" habe, um mir diese Weinvarietät schmackhaft zu machen.. :-)
  • Heymann-Löwenstein, Riesling "Vom blauen Schiefer" 2004, Mosel, feinstes Goldgelb, anfangs etwas Petrol und nasser Stein, öffnet sich dann zu einem breiten Spannungsbogen zwischen mineralischen Noten, Gesteinsmehl und balancierter Exotik, von keiner Komponente zuviel oder zuwenig, ein wundervoll balanciertes Exemplar von Wein, hedonistisch mit temporärer Üppigkeit am Gaumen und nervigem Säurespiel im Ausklang, seidig rinnt jeder Schluck die Kehle hinunter, so genußvoll mit allen Sinnen, da wird jede Punktebewertung zur Farce, bravo!
  • Ansgar Clüsserath, Riesling Spätlese 2002, Trittenheim, Mosel, klares Goldgelb, etwas phenolisch, reife Rieslingnase, in der Nase ein feiner Süß-Sauer-Dialog, zart zitrusfruchtig am Gaumen, die Säure steht über der Restsüsse, nicht unharmonisch, aber noch keine kompakte Einheit, dafür mit schönem, feinziselierten, zitrussaurem Nachgeschmack, mittelang, *(*)/***
  • Ansgar Clüsserath, Riesling Steinreich 2006, Trittenheim, Mosel, helles Goldgelb, reife, gelbe Früchte, Pfirsich- & Marillennoten, fließt saftig über die Zunge und dann im Abgang eine ungeheure pointierte Note zu entwickeln, schlank und mit nerviger Säure gesegnet hat der Wein mit seinen mineralischen Noten hintennach einen feinen Spannungsbogen mit Überraschung zu bieten, ein reeller, unaufdringlicher Wein mit Anspruch, *(*)-**/***
  • Schloß Lieser, Riesling (feinherb) 2008, Mosel, blasses Strohgelb, diffizile Nase, nicht wirklich fruchtig, nicht mineralisch und nicht balsamisch, ein wenig saure Drops, die Süße gut schmeckbar, aber noch keine rechte Verbindung mit der Säure zeigend, trotzdem in Summe harmonisch, im Abgang zart zitronig und gut von einer nervigen Säure dominiert, prinzipiell ich mag ich diese Stilistik mit Restzucker und glaube, daß diese Exemplare aber ein paar Jahre Flaschenreife brauchen um ihr wahres Ich zu zeigen, im derzeitigem Zustand nur */***, aber Potential
  • Philipp Wittmann, Riesling trocken K&U-Edition 2007, Rheinhessen, strohgelbe Farbe, reife Fruchtnoten nach gelben Früchten, etwas Zitrus, im nächsten Augenblick feine Mineralik, hat eine erstaunliche Affinität zu einem gutgemachten Grünen Veltliner der mittleren Graduation, saftiger Zungenschmelz, eine trinkanimierende, höchst zivile Säurestruktur, ein feines Exemplar, das sich sich unkompliziert trinken läßt und alles richtig macht, **/*** 
  • Willy Bründlmayer, Riesling Zöbinger Heiligenstein 2005, Kamptal, Strohgelb, animierende und appetitliche Nase, mit phenolischen Anklängen unterlegt, auch florale Noten sind
    vorhanden, von deutlicher Mineralik geprägt, frisches Mundgefühl, ein Hauch Zitrus,
    wirkt mit seinen 12.5% Vol. dabei animierend und druckvoll mit guter Länge, ein
    tolles Exemplar vom Abverkaufsregal
    , **-**(*)/***
  • Luise Freifrau von Racknitz, Riesling 2007, Nahe, ein toller Gaumenwein, einer von jener Sorte, bei der du auf's Analysieren vergißt und dich dem Trinkgenuß hingibst, eine äußerst harmonische Säurestruktur, am Gaumen fast weich, samtig-saftig und animierend, solo mit zartem Zitrustouch und zum Essen ein richtiger Genuß, wieder ein feinee Wein aus einer tollen Weinbauregion! *(*)-**/***
"Wo viel Riesling, da auch viel Grüner Veltliner", zumindestens bei mir. Oder auch: "Kein Riesling ohne Grünen Veltliner als Pendant":
  • Weingut Markus Huber, Grüner Veltliner DAC Obere Steigen 2008, Traisental, fette Schlieren im Glas, sattes Goldgelb gibt die ersten Hinweise auf reifes Traubenmaterial, dazu korrespondierende Exotik in der Nase gepaart mit dem berühmten Pfefferl, mineralisch verwoben, am Gaumen fokussiert mit nerviger Säure, druckvoll, eher schlank, macht im Abgang wieder auf und verhilft dem Wein so zu ansprechendem, saftigem Trinkfluß, ein Paradebeispiel österreichischer Velilinerkunst mit feinen 12.5% Vol., **-**(*)/***
  • Weingut Markus Huber, Grüner Veltliner Alte Setzen 2006, Traisental, ein Lößveltliner vom Bilderbuch, helles Gold mit einem zarten Grünreflex, viel Würze im Glas, gelbe Früchte, Tabak, Pfeffer, aber auch parfumiert, fast Traminer-like, kräftiger Extrakt sorgt für einen saftigen Stoff, der da hedonistisch über meine Zunge läuft, homogene Struktur, die Säure weich integriert, fast seidig und mittellang ausklingend, ein Wein, von dem ich nach Verhallen des ersten Schluckes sofort den nächsten nehmen muß :-), ein Paradeexemplar zu leicht scharfen Gerichten, **-**(*)/***
  • Weingut Hindler, Grüner Veltliner Classic DAC 2007, Schrattenthal, Weinviertel, kräftiges Strohgelb, eine prachtvoll sortentypische Nase, weit geöffnet, aber nicht breit, zeigt Würze, Exotik, am Gaumen straff, fokussiert, trotzdem mit einem fast saftig anmutenden Trinkfluß, deutlich mineralisch geprägt, alles gut balanciert, ein würdiger Sortenvertreter und wiederum Beweis für die Klasse, die das Weinviertel zu liefern im Stande ist, **-**(*)/***
  • Weingut Bergmann (Retzer Windmühlenheuriger), Grüner Veltliner DAC 2008, Retz, Weinviertel, blasses Strohgelb, kühle, fokussiert Nase, Stachelbeere, rosa Grapefruit, ungemein vielschichtiges Aromenspektrum, zarte Cassisanklänge, würzig, am Gaumen rund, aus einem Guss, stringenter Wein aus biologisch arbeitendem Betrieb, vielleicht nicht wirklich sortentypisch, aber nichts desto trotz ein feines Exemplar, *(*)-**/***
  • Weingut Breitenfelder, Grüner Veltliner Weinviertel DAC 2008, helles Strohgelb, in der Nase ein wenig gemüsig, aber auch Exotik, durchaus vielschichtig, recht zugänglich, einige Würze am Gaumen, zeigt eine gute Harmonie, Zitrus im Abgang, sauber zu trinken, *(*)/***
  • Winzer Jassek, Grüner Veltliner DAC 2008, Weinviertel, Strohgelb, etwas Zitrus, florale Aromen, leichtes Pfefferl, am Gaumen schlank, balancierte Säurestruktur, sauberer Sommertrunk, aber auch nicht mehr, */***
Ein feiner Vertreter aus dem nördlichen Frankreich:
  • Eric Nicolas, Domaine de Belliviere, Chenin Blanc Vieilles Vignes Eparses 2004, Coteaux du Loir, eine Farbe zwischen Strohgelb & Gold, die typische Chenin Blanc-Nase, wachsig, leichte Honigaromen, Blüten, sehr getragen in der Nase, blitzsauber am Gaumen, geschmeidig und fast saftig, tolle Stilistik, langer Nachgeschmack nach den Eingangs erwähnten Aromen, herrlich anders, für mich herrlich "altmodisch", **/***
Und auch in Süß hatte ich diesmal ein gutes Händchen..
  • Weingut Kraft, TBA Riesling x Sylvaner 1991, Rust, helle Kaffeefarbe mit am Rand orange-gelbem Einschlag,leicht oxidierter Einschlag, nussige Noten, Orangenzesten, eine feinziselierte Säure ist bereits beim Riechen bemerkbar, am Gaumen dann den ganzen Mundraum auskleidende Extraktbombe, das volle Aromenspektrum ähnlich einem Balsamico Traditionale, vielschichtige Textur, komprimiert und druckvoll, nervige Säurestruktur in in toller Balance mit dem Restzucker, ein geschmackliches Feuerwerk, toller Stoff, unendlicher Abgang läßt die Zunge schnalzen, ein 1/16 Glas reicht für den ganzen Abend, über 2 Wochen genossener, hedonistischer Stoff in einer leider viel zu kleinen Flasche, **(*)/***   
Und auch zwei heimische Rotweine komplettieren die Palette in "Rot-Weiß-Süß"..

  • Weingut Draxler, Zweigelt Selektion 2007, Neckenmarkt, Mittelburgenland, mitteldichtes Purpur, eine feinfruchtiges Aromenspiel, rotbeerig, Gewürzanklänge, Marzipannoten, fast schwebend leicht mit deutlich "burgundischem Einschlag", mittelgewichtiger, recht saftiger Gaumen, tolle Fruchtsüße harmonisch, zarte Gerbstoffe im Einklang mit lebendiger Säure, äußerst gelungener Wein, der viel Trinkspaß bietet, *(*)-**/***
  • Grenzhof Fiedler, Cabernet Sauvignon 2006, Mörbisch, Neusiedlersee, rubinrot, dunkler Kern, verführerische Nase vom Toasting, ganz im Bordelaiser Stil, Kaffeelikör, roter Paprika, tiefe Würze, schwarzrotes Beerenconfit, gutes Volumen, saftige Stilistik, getragen von einer schönen Säuretextur, daher quicklebendig, mit elegantem Charme, mittellanger Abgang, gute Gerbstofftextur im Nachgeschmack, die erst am zweiten Tag so richtig zum Tragen kommt, blitzsauberer, trinkfreudiger Wein am Anfang seiner Möglichkeiten, **/***

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