Donnerstag, 9. September 2010

Vom Wesen des Bio-Weins

Der Mehrwert des Bioweins dürfte uns allen ja hinlänglich bekannt sein. Weniger Schadstoffe im Wein, nachhaltige, weil ökologische, Bewirtschaftung des Bodens, robustere, gesündere Reben ergeben auch einen qualitativ besseren Rebensaft, und so fort.. . Das alles ist nur ein kleiner Auszug der Vorteile und soll hier auch gar nicht Gegenstand der Betrachtung sein!

Das Wesen eines Bioweins ist gar nicht so einfach zu beschreiben, denn oftmals sind Weine gar nicht als solche (nämlich als Bio) erkenntlich. Andersherum funktioniert es natürlich auch, denn biologischer Anbau alleine ist noch kein Garant für einen guten Wein.

Allen für mich gut gemachten gewachsenen Bioweinen gemeinsam war jedenfalls immer ein
  • inneres, natürliches Gleichgewicht, die Weine sind auf eine innere Harmonie bedacht, welche auch als Spannungsboden auf der Zunge erfühlt werden kann, dh. daß alle Bestandteile wie Frucht, Süße, Gerbstoffstruktur, Säure, usw. in einem wohlproportioniertem Ganzen vereint sind - der Wein wirkt einfach entspannt, in sich ruhend und "relaxed"...
  • Säure und Frische: Bioweine wirken oftmals in ihrer Gesamtheit bzw. im Mundgefühl sehr weich. Bezogen auf die Säurestruktur (und mit einem österreichischem - heißt nördlich gepegelten - (Wein)Gaumen bestückt) kann ich manchmal fast sagen: lasch.
    Nicht immer mag ich das, manchmal verspüre ich unbändige Lust nach einer schneidigen, fordernden Säure, die mich bis in die Zehenspitzen kitzelt, lockt und munter macht. Im Gegensatz zu einem konventionellen Wein jedoch, stört das die Gesamterscheinung und Balance nicht und auch die Frische bleibt beim Bio-Exemplar stets vital.
Beides jedenfalls ist für sich erschmeck- und erlebbar und zusammen das bisher einfachste Anzeichen, daß es sich um einen Biowein im Glas handeln *könnte*. Sicherlich gibt es noch weitere Merkmale und keinesfalls erhebe ich hier den Anspruch, daß dies eine sichere Identifikation erlaubt, aber weiter bin ich eben noch nicht vorgedrungen.. ;-)

Was sind denn diesbezüglich eure Gaumenempfindungen?

Ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit, die meine Gedanken bestätigt und wieder ins Rollen gebracht haben, ist der Wein der

Domaine La Courtade, Alycastre 2008, Côtes de Provence, ein Rosé gekeltert aus den Rebsorten Cinsault, Tibouren und Mourvèdre, ins deutliche Orange gehender Farbton, sehr getragene Nase, Erdbeernoten gepaart mit genau der Richtigen Herbheit, die an einem heißen Tage der Erfischung förderlich ist (und wesentlicher Bestandteil eines guten Rosés ist), hat einen kühlen und erfrischenden Minz- bzw. Eukalyptushauch vorzuweisen, gutes Mundgefühl, beweist schwebende Eleganz am Gaumen samt trinkanimierende Saftigkeit mit einer fast seidigen Säurestruktur im Abgang, das Glas ist ratzfratz leer und ebenso schnell wieder gefüllt, ein exzellenter Weinwert, **-**(*)/***

Keine Kommentare: