Freitag, 21. November 2008

D-Riesling in A

Deutsche Rieslinge haben einen schweren Stand im Land der österreichischen Patrioten - immerhin nähert sich der Anteil des österreichischen Weins in der heimischen Gastronomie fast der 100% Grenze. Wenn ich dann im Bekanntenkreis freimütig zugebe, die Rieslinge unseres westlichen Nachbarn den österreichischen Kreszenzen vorzuziehen, stoße ich fast immer auf Unverständnis - wo doch wir Österreicher die besten Weißweine der Welt erzeugen?!

Ab und zu war heuer aber auch deutscher Wein in den heimischen Printmedien präsent (zB. Artikel im standard - Deutschland für Anfänger bzw. Wittmann als wöchentliche Weinempfehlung) und einige Weinhändler trauen sich ein kleines Deutschlandsortiment zu führen - nur Mut meine Damen und Herren, gibt es doch bei unseren Lieblingsnachbarn gar Köstliches zu entdecken!
Trotzdem landet oftmals ein Gutteil der deutschen Weine - meistens in Form von Rieslingen - bei den Fachhändlern im Restpostenregal - wieso bloß?
Vielleicht liegt's auch am komplexen deutschen Weinsystem und den schier unüberschaubaren Lagennamen. Mein Allzeitfavorit steht da übrigens bereits fest - es ist der Oppenheimer Sackträger, erstes Großes Gewächs ;-)

Hier eine kleine Auswahl der Weine, welche ich in der 50%-Ecke gefunden habe:
  • Gunderloch, Riesling 2006, Rheinhessen, strohfarben, zitroniger Touch, die Petrolnote schon in Lauerstellung erkenn- & erschmeckbar, saftiger Stil, easy to drink, mit einer superben und harmonischen Säure, trinkanimierend, alles balanciert, am zweiten Tag dann auch leichte Pfirsichtöne, zarte minerlische Noten, wirkt auf seine Art sehr suverän, hochfein, das ist die Basisqualität wohlgemerkt! **/***
  • Dr. Bürklin-Wolf, Riesling Ruppertsberger Hoheburg 2001, Pfalz, erstaunlich vitale Farbe, kräftiges Strohgelb mit grünlichem Einschlag, deutlicher Petrolton in der Nase und am Gaumen, aber noch in einem harmonischen Ganzen mit Zitrusfrucht eingebunden, balancierte und nervige Säurestruktur, schön langer Abgang, noch sehr lebendiger und juveniler Wein, ich bin mir aber noch immer nicht sicher, wie meine Einstellung gegenüber dem Petrolton nun wirklich ist - man mag es oder hasst es? - tendenziell kann ich die Noten, soferne nicht dominierend, in der Nase leichter als am Gaumen akzeptieren, wenn man vorher einen Schluck guten Veltliner gehabt hat, dann wird die Sache ziemlich flach, zum salzigen Speck aber passt der Wein ganz hervorragend, *(*)/***
  • Schloß Lieser, Riesling Brauneberger Juffer Kabinett 2006 feinherb, Mosel, strohgelb, betörende Nase nach Zitronen, exotische Aromen, fokussierte Aromatik, zarte Mineralik, am Gaumen prachtvoller Dialog zwischen der Süße und der Säure, gut gekühlt erfrischend wie ein Zitronen-Champagner-Sorbet, fast schwebend, das ist keine intellektuelle, aber köstlich fruchtig geprägte Weinstilistik, unvergleich und für mich einfach göttlich, kein großer Wein, ich weiß, aber handwerlich perfekt (gemacht), wundervolle geschmackliche Stilistik und es kommt sehr, sehr selten vor, daß meine liebe Renate und ich eine Flasche Wein in einer halben Stunde leeren ;-) - sensationeller Stoff und Griff in die Vollen, ***/***
  • Dönnhoff Riesling 2006 - leider ein Kork!
  • Einzig die 1994er Wehlener Sonnenuhr Spätlese trocken von Kerpen konnte mich in keinster Weise begeistern, flach, spannungslos und viel zu viel Petrol.

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