Sonntag, 21. September 2008

Bordeaux 2005 (3)

Im dritten Teil meiner Jahrhundertjahrgangseinkäufe gibt es ein Wiedersehen mit einem "alten Bekannten" und ein "neues Gesicht" im Glas.

Château Charmail 2005, Crus Bourgeois Supérieurs, Haut Médoc
Ein Blend aus 45% Merlot und 35% Cabernet Sauvignon, der Rest ist Cabernet Franc und Petit Verdot, relativ dunkles Rubin, die Nase sehr verhalten, Röstaromen dominieren, dahinter Rumtopf & Dörrzwetschke, breit angelegt und etwas alkoholisch, auch am Gaumen leicht brandig und ingesamt sehr leichtgewichtig, dabei rund, fast weich, leicht austrocknende Gerbstoffe dominieren den Abgang. Am 2. & 3. Tag ein wenig Edelhölzer, leicht parfumiert, der Alkohol ist deutlich harmonischer eingebunden, ebenso wirkt der Wein am Gaumen jetzt voller, wiederum kräftiges, trockenes Tannin, das sich aber mit der Zeit einbinden wird. Weit besser als am ersten Tag.
Naja, das ist trotzdem nicht gerade das, was ich erwartet habe und schon gar nicht was ich bisher von Eigentümer Olivier Sèze verkosten konnte, die 90 Parker und 18 Gabriel-Punkte für den 2005er erscheinen mir (derzeit) zu hoch, schließlich kratzt der Wein preislich bereits an der € 30-Marke, verrückt! Wie immer aber kann es sein, daß sich der Wein gerade in einer schwierigen Phase zeigt.
Derzeit ist er jedenfalls ein sehr roher Bursche ohne wirklichen Charme, fast ein wenig zuviel des Guten bei der Extraktion, ohne jegliche Frische und Trnkfreude, an der Grenze der Überextraktion. Ich behaupte, er leidet an den Folgen des (zu) guten Jahrgangs, fraglich, ob sich das zukünftig alles zu einer Balance zusammenfindet? */***

Château de Crabitey 2005, Graves, Pessac-Léognan
Eine warme Empfehlung des Weinhändlers meines Vertrauens während der Subskriptionsphase (ja genau der, welcher auch den Veyry empfohlen hat), leuchtendes Rot (zwischen Purpur und Rubin) mit dunklem Kern, am ersten Tag noch etwas verkapselt, aber bereits mit Druck, das Potential nur angedeutet, am zweiten Tag dann wie verwandelt, zeigt sich subtil und nuanciert, mit Frucht und Holz in perfekter Symbiose, viel Preiselbeeraromatik, rotbeerige Würze, tief, am Gaumen ein Schmeichler, weich aber nicht lasch, perfekte Säurestruktur gepaart mit einer feinen, reifen Menge an Gerbstoff, harmonisch und seidig lange auf der Zunge ausklingend, das ist wahre Klasse, so muß Bordeaux-Wein aus einem guten Weinjahr sein, hat zum Phélan-Ségur eine gewisse Affinität, bravo, zeigt sich auch noch am Tag 3 fein, die Nuancen sind aber dahin, **(*)/***

Für Interessierte gibt es hier Teil 1 & 2 nachzulesen.

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