Zum Glück muss sich nicht jeder so plagen! Ich jedenfalls schlag' mir jedes Jahr zu Martini mit höchstem Genuss den Bauch voll, ohne danach eine schlaflose Nacht wegen Völlegefühl oder Übelkeit zu haben. Und dass viele Leute Probleme mit dem
Aber manche werden auch zeitlebens mit Tofu-Soja-Spießchen samt einem 1/16l Welschriesling glücklich - zum Glück kann das jeder für sich selbst entscheiden!
Jedenfalls gab es wieder der Tradition gemäß (da ist sie schon wieder, die "Bürde" ;-) nur Rotweine mit 10 Jahren (und mehr) am Flaschenbuckel.
So konnte ich heuer erstmals auch mit einem von Reinhold Paukner - Autor von "Der Wein zum Essen, das Essen zum Wein" - zur Gans empfohlenen Madiran aufwarten, ebenso mit einem Exemplar aus dem viel zu unterschätzten Valtellin.
- Pietro Plozza, Selezionato per Grand Vins Globus Brusio, Nebbiolo 1996, DOCG Sforzato, Valtellin, Lomardei, Italien, gereifte Farbe mit deutlichen orangefarbenen Reflexen, prachtvoller, intensiver Duft nach allen tertiären Aromen entströmt dem Glas, nasse Waldnoten, Laub, moosig, aber auch Teer, Kiefer, sowie Menthol & Eukalyptusnote, tiefe Würze, alles Anzeichen für mich von einer wirklichen Klasse, am Gaumen trotz seiner 14,5% Vol. sehr balanciert, geschmeidiger Körper, vitale Säure, ein Grandseigneur im klassischen "Pinot Noir"-Stil, harmonischer, mittellanger Abgang, wiederum ein Beweis dafür, dass es sich für mich lohnt, die feinen Exemplare ein paar Jahre im Keller auf den "richtigen Moment" warten zu lassen und auch wenn diese Experimente manchmal nicht von Erfolg gekrönt sind, bei denen es klappt, wird man doppelt & dreifach dafür belohnt, **(*)/***
- Domaine du Capmartin, Esprit du Convent 2001, Madiran, Frankreich, tiefschwarze Farbe auch nach 10 Jahren kennzeichnen diesen Wein im Glas, ohne jedwede Spur des Alterns, dichter Kern, bereits beim ersten Hineinriechen wird die schlummernde Konzentration offenkundig, aber der Wein braucht viel Luft, um ihm ein paar spärliche Duftnuancen zu entlocken, kalter Rauch, etwas Speck, mächtige, aber inzwischen zu langen Polymerketten zusammengefundenen Tannine machen die Tannat-Rebe in Harmonie am Gaumen erschmeckbar, dazu gesellt sich aber eine schneidenen Säurestruktur, sodass ich diesem Wein in seiner Jugend wohl das "diabolisch untrinkbar"-Attribut zuerkennen kann, eigentlich macht dieser Wein alles Richtig und mein Gaumen hat schon einiges Verschiedenes erschmeckt, jedoch ist diese pure Dualität zwischen extremer Säure und Gerbstoffen sehr gewöhnungsbedürftig, überspannt den Bogen der Balance mehr als deutlich, und lässt den Koster zudem mit seiner Konzentration und fehlender Mitte etwas an ein "künstlich erschaffendes Monster" denken. In den zwei Folgetagen normalisiert sich diese Extreme etwas, ohne jedoch zu einer Harmonie in meinem Verständnis zu finden. In 5 Jahren der zweite Versuch? *(*)-**/***
- Anita und Hans Nittnaus, Mönchhofer Pinot Noir Kurzberg-Waldäcker 2001, Neusiedlersee, Österreich, schon beim Entfernen der Kapsel überkam mich wegen der sichtbaren Verunreinigungen unterhalb ein ungutes Gefühl, das mich nicht getäuscht hat. Leider ein deutlicher Kork(schleicher), in der Nase eindeutig, trotzdem noch immer viel Würze und Maggikomponenten erriechbar, am Gaumen fest, fast fleischig, mit superber Säurestruktur, etwas dumpf, bleibt lange im Mund haften, im Abgang leider wiederum deutlich das TCL erschmeckbar, was für eine Perle habe ich hier verloren und wie immer ist es ganz klar: es war die letzte Flasche! Etwas schmerzmildernd ist die Tatsache, dass ich zwei ganz
korrektesuperbe Flaschen dieser göttlichen österreichischen Winzerkunst geniessen durfte, o.W. - Van Volxem, Riesling Alte Reben 2003, Saar, strahlendes und satt leuchtendes Strohgelb, süßlich reife Exotikanklänge, Honig und Ananas, feinziselierte Säurenuancen als Obertöne verleihen dem Wein beim Riechen trotz seiner Nasen-Opulenz eine innere Frische, cremig weich am Gaumen, ein Schmeichler mit viel Frucht- & Restsüße, die sehr balancierte Säure ist harmonisch im Finish angebunden, jedoch ist der Übergang zwischen Süsse und Säure merklich, sodaß hier weniger von einem "Süße-Säure-Dialog" als vielmehr von einem "sowohl Süße als auch Säure"-Wein gesprochen werden kann, gutes Finish, *(*)/***
Der Nebbiolo von Pietro Plozza fand bei allen Ganserl-Schmausern Anklang! Die gereiften balsamischen Noten unterstützten den Eigengeschmack des Essens auf perfekte Weise, eine geniale harmonische Einheit entsteht am Gaumen, ein balanciertes Ganzes, welche zudem - zumindest gedanklich - der Kalorienbürde Flügel verleiht! Ein Grappa als Digestif ist trotzdem
Weißwein zur Gans hat in unserer Familie aufgrund der Rotweinvorliebe zu dunklem Fleisch einen schweren Stand und owohl die Säure eines Weißweins die (im Vergleich zu anderen Fleischgerichten nicht abzusprechende) Üppigkeit des Gerichts gut puffert, muß es mit der Süße des Blaukrauts und der Maronen zurecht kommen. Und genau diese machte Van Volxems Saar-Riesling ein wenig zu schaffen, sodass der Gesamteindruck doch immer eine deutliche Spur zu süß ausfiel, um von einer gelungenen Beziehung sprechen zu können.
Der Madiran von Capmartin hingegen passte zur Speis' viel besser als solo genossen, eröffnete dabei durchaus die eingangs vermisste Balance am Gaumen und zeigt wieder einmal recht stimmig, daß sowohl säure- als auch gerbstoffreiche Weine gleichermaßen gut geeignet sind, eine Gans nach Mecklenburger Art vortrefflich zu begleiten.
Mein Favoriten bleiben somit Pinot Noir-affine Weine, wobei die zu dieser Stilistik zugehörige Nebbiolo-Traube klassisch ausgebaut absolut ebenbürtig ist.
Mal sehen was meinem Schiegerpapa dieses Jahr zur Weihnachtsgans am Christtag an Köstlichkeiten bereithält. Für 2012 habe ich dann endlich einen 10-jährigen Portugiesen im Programm - ich bin gespannt!
Ganserl-Nachlese:
Gans 2006 | (Martini)Gans 2007 | (Weihnachts)Gans 2007 | Martinigans 2008 | Martinigans 2009 | Addendum Gans 2009 | Martinigans 2010