Montag, 1. Oktober 2007

Weinmomente im September

  • Chateau Roquefort "Les Genets" 2005, Blanc de Provence, aus der Provence habe ich schon so fabelhafte Weisse getrunken, wild in den Aromen, ungestüm und ehrlich und dabei immer zugänglich. Diese Flasche aus den Rebsorten Clairette und Ribolle zeigt sehr verhalten, ein bißchen Heublumen, aber keine Kräuterwürze, auch keine Ungestümheit und kein saftiger Abgang, dafür eine dem österreichischen Gaumen adequate (?), fast forsch wirkende Säure. Ein Sommerterrassenwein für die Nachmittagshitze, nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut, */***
  • Setzer, Grüner Veltliner "8000" 2004, Weinviertel, jugendliche Farbe,helle Nase, Honigaromen, reif, aber fokussiert, zeigt sich sehr harmonisch, internationale Stilistik (soll heißen: sehr balanciert bzgl. Säure - wahrscheinlich hat da aber der Kunstoffkorken seiniges dazu beigetragen), sehr guter Trinkfluß, macht (trotzdem? bzw. noch immer!) herrlichen Spaß, **/***.
  • Josef Tesch, Blaufränkisch DAC Hochberg 2005, Mittelburgenland, hat mir im Frühling sehr gut gefallen, enthält dieses Jahr auch das Selektionsmaterial des Titan, dunkelwürzig, Himbeere, streng am Gaumen, Säure, derzeit ziemlich ernst, ja verschlossen, läßt sein Potential nur erahnen, braucht viel Luft, zeigt sich am zweiten Tag erstmals zugänglicher, viel Struktur, ein Potentialwein, denn Tesch-Weine sind niemals frühe Blender, derzeit *(*)/***
  • Adam-Lieleg, Welschriesling Classic 2005, Südsteiermark, attraktive, für einen Welsch ziemlich expressive Nase, grüne Äpfel, viel Extrakt, bewundernswerte Säurestruktur, knochentrocken, trinkanimierend und trotzdem nicht so fordernd, wer sagt da noch, daß solche Weine nicht auch im zweiten Jahr nach der Lese noch Spaß machen? **/***
  • Maglock-Nagel, Grüner Veltliner Gaisberg 2006, Kamptal, faszinierende und hochfeine Nase, minütlich sich ändernde Aomatik, cremig und dicht, leichte mineralische Noten, jeden Tag neue Facetten zeigend, dabei auch immer blitzsauber und animierend, für €5 ein wahres Schnäppchen, **(*)/***
  • Holger Koch, Grauburgunder 2006 "Edition Holzfass", Baaden, anfangs sehr reduktiv, Zitrusnoten, blitzsauber, niemals hätte ich diesen Wein der Gruppe "spontan vergoren" zugerechnet, braucht ein wenig Luft, das Gegenteil eines klassischen (= schweren) Grauburgunders, aber auch des Graupert vom Weingut Michelits, *(*)/***
  • Glatzer, Zweigelt Dornenvogel 2006, Carnuntum, kräftige, aber hochfeine Röstung, dunkelfruchtig, Teeanklänge, Kaffeearomen, für Nasentrinker, trinkt sich fast leichtfüssig, dabei mit Hilfe der richtigen Dosis reifer Tannine gute Struktur zeigend, zeigt sich in seiner Reife harmonisch rund und weich, ein Glas ist nicht genug, seit Jahren ein fixer Tipp und ein herrlich gemachter Wein, der seine Qualität aber nur am ersten Tag voll ausspielte, **/***
  • Laurenz V Moser, Friendly Grüner Veltliner 2006, Kamptal, der von Fred Loimer vinifizierte Wein mach seinem Namen alle Ehre, denn dieser Wein ist wirklich freundlich (zu trinken) und eher in internatilionaler Stilistik mit noble Säurestruktur gehalten, hübsche Fruchtnase, welche bei allen sofort Anklang findet, kein (wie soft in 2006) fetter Wein, sondern einer mit Finesse, besitzt Charme, bravo, **/*** (€10)
  • Krutzler, Blaufränkisch Weinberg 2000, Südburgenland, eine herrlich vielschichtige Weintrinkernase mit mineralischen Noten, terroirbetont, ein wenig Zedernholz, balsamische Anklängen, mittelgewichtig, aber fein strukturiert, noch immer sehr schöne Fruchtsüsse, in Summe aber nicht ganz homogen, ist gut gereift, sollte getrunken werden, *(*)/***
  • Weixelbaum, Sauvignon Blanc Wahre Werte 2003, Kamptal, schon die Nase kündigt einen Kraftlackl an, anfangs nicht sehr sortentypisch, Grappa-Nase, ein wenig Holler, gelbe Früchte, zeigt sich fest strukturiert, mit viel Schmelz, Abgang könnte länger sein, für Freunde, die's im Glas gerne krachen lassen, wird in ein paar Jahren aber Top dastehen (so wie schon der 2000er auch), *(*)/***
  • Liegenfeld, Grüner Veltliner Leithaberg 2005, Neusiedlersee-Hügelland, GV aus dem Burgenland, das hat schon was ketzerisches, oder? Nicht aber in Donnerskirchen, denn dort hat die Sorte quasi ihr burgenländisches zuhause. Sehr subtile Aromatik, zarte Würznoten, hinten etwas Zitrus, nervig und straff, rinnt so herrlich fokussiert über die Zunge, wieder Zitrus im Abgang, minerlischer Typus, vom Schiefer geprägt, ja, gefällt mir gut, wie überhaupt das ganze Leithabergprojekt, wünsch mir aber noch das Quentchen mehr "Extra" in diesem Wein, vielleicht kommt's ja noch? Erstmals **/***.

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